Was ist eigentlich ein naturnaher Garten?
Ein Naturgarten ist ein in sich geschlossenes artenreiches System oder Biotop, welches sich im weitesten Sinne selbst aufrecht erhält. Im weitesten Sinne deshalb, weil der Mensch auch einen naturnahen Garten pflegen muss, um seine Artenvielfalt zu erhalten.
Im Unterschied zu den Ziergärten lässt der Mensch in naturnahen Gärten die Kontrolle ein wenig los, beobachtet mehr, lässt entstehen und greift nur ein, wo es gilt Artenvielfalt zu erhalten.
Die Garten-Gestaltung orientiert sich dabei an den Vorbildern aus der Natur. Felslandschaften werden durch Trockenmauern repräsentiert, Waldpflanzen an schattigen Plätzen unter Gehölzen etabliert und artenreiche Wiesen auf Freiflächen angelegt.
Die Grundlage des naturnahen Gartens bilden mitteleuropäische Wildpflanzen.
Unter mitteleuropäische Wildpflanzen verstehen wir Arten, welche sich seit mehreren hundert Jahren, ohne Zutun des Menschen, in unserer freien Natur entfalten und vermehren können. Im Rahmen des Klimawandels fällt unsere Auswahl dabei vermehrt auf Wildpflanzen aus Süd- und Südosteuropa.
Die heimischen Wildpflanzen sind dabei die wichtigste Lebensgrundlage für unsere Tierwelt. Ähnlich eines ‘Schlüssel-Schloss-Prinzips’ haben sie sich durch Koevolution aneinander angepasst und sind voneinander abhängig. Spezialisierte Insekten nutzen teilweise nur eine Pflanzenart als Brutstätte oder Nahrungsquelle. Uns Menschen bietet der Naturgarten deshalb eine Möglichkeit zum aktiven Naturschutz und auf Grund seiner „Nähe“ zur freien Natur einen idealen Erholungsort.
Um Leben entstehen zu lassen und nicht zu vernichten, verwenden wir in einem Naturgarten keinerlei chemische Gifte. Auch der Gebrauch von künstlichem Dünger wird weitestgehend unterbunden, weil wir die natürliche Entwicklung der Pflanzen nicht beschleunigen oder verstärken müssen.
Holzkonstruktionen in einem naturnahen Garten sind niemals kesseldruck-impregniert und vorzugsweise auch nicht aus tropischem Hartholz. Die Wahl fällt auf europäische Ressourcen, welche dem tropischen Hartholz in vielerlei Hinsicht die Stirn bieten können. Denken Sie dabei an Robinie, Eiche, Esskastanie oder Lärche.
Die Bepflanzung in naturnahen Gärten erfolgt immer standortgerecht und unter Beachtung der schlussendlichen Lebensgröße, um aufwendige Pflegemaßnahmen zu ersparen und den natürlichen Habitus der Pflanze entfalten lassen zu können.
Des Weiteren schaffen wir in einem Naturgarten viele verschiedene Biotope, um eine hohe Artenvielfalt zu erhalten. Stellen Sie sich Wildblumenwiesen, trocken-heiße Magerbeete, wechselfeuchte Standorte, Heckensäume, Gebäudebegrünungen und Schattenfloren als Beispiele vor.
Das Pflanzen von alten Obstsorten sowie der Naturteichbau gehören ebenfalls dazu.
Gärtnern Sie mit der Natur, denn: ein natürlicher Garten braucht wenig Pflege, ist gesund und lebendig und bezaubert durch seinen wilden Charme!
Entdecken Sie ein Porträt über uns, das in der “DEGA Galabau” – dem Fachmagazin des Garten- und Landschaftsbaus – veröffentlicht wurde und erfahren Sie mehr: Artikel aus der DGGB 1-23, S.-46-50 (PDF)